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GREN­ZEN ZU ENT­DE­CKEN IST WIE EIN DETEKTIVSPIEL!

Dave Lewis, 64 Jahre, User Interface Experte, Inhaber der senbarila GmbH

Ich bin in Eng­land gebo­ren und auf­ge­wach­sen, lebe seit fast 40 Jah­ren in Deutsch­land, mei­ne Frau hat als Kind deutsch-boli­via­ni­scher Eltern bis zu Ihrem 17. Lebens­jahr in Süd­ame­ri­ka gelebt, mei­ne Kin­der und Enkel­kin­der leben in und um Lon­don. Da rela­ti­vie­ren sich für mich vie­le Grenzen.

Kul­tur besteht aus Gren­zen. Sie sind die Ver­hal­tens­re­geln, mit denen die jewei­li­ge Welt funktioniert.

Ich bin beruf­lich viel unter­wegs, in ande­ren Län­dern aber auch inner­halb Deutsch­lands.
Für mich ist es immer wie­der span­nend zu ent­de­cken, nach wel­chen Regeln ande­re Kul­tu­ren funktionieren.Wie unter­schied­lich das ist, fällt beson­ders bei all­täg­li­chen Din­gen auf.
Zum Bei­spiel bestellt man in Eng­land im Pub sein Getränk an der Bar und nimmt es mit an den Tisch, wäh­rend man sich in Deutsch­land im Lokal an einen Tisch setzt und war­tet bis die Bedie­nung kommt.
Wenn ich mich in einem eng­li­schen Pub an einen Tisch set­ze und wie in Deutsch­land war­te, dass jemand mei­ne Bestel­lung auf­nimmt, kann ich lan­ge war­ten. Ich ern­te höchs­tens erstaun­te Bli­cke, wie­so ich zum Sit­zen in den Pub komme.

Mir macht es Spaß, die­se unter­schied­li­chen Regeln im All­tag in den ver­schie­de­nen Kul­tu­ren zu erken­nen und mich dar­in zu bewe­gen. Gren­zen zu ent­de­cken ist wie ein Detektivspiel!

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MAMA, ICH HABE HUNGER!”

Dorothea Schöberl*, 51 Jahre, selbständige Psychotherapeutin, 1 Tochter

Mei­ne Toch­ter ist 23 und längst zu Hau­se aus­ge­zo­gen. Wir sehen uns regel­mä­ßig und das genie­ßen wir bei­de sehr. Irgend­wann ist mir auf­ge­fal­len, dass sie spä­tes­tens 30 Minu­ten, nach­dem wir uns getrof­fen haben sagt: „Mama, ich habe Hun­ger!“
Ich habe dann ange­fan­gen, schon vor der Ver­ab­re­dung zu über­le­gen wie und wo sie etwas zu essen bekom­men kann, wenn sie wie­der Hun­ger bekommt.
Es hat sich aber nicht gut ange­fühlt irgend­wie „unstim­mig“ und es hat mich mehr und mehr wütend gemacht. In einer Super­vi­si­on bin ich dann der Fra­ge nach­ge­gan­gen, war­um die­ses „Mama, ich habe Hun­ger!“ mich so auf­wühlt: Ich füh­le mich in frü­he­re Zei­ten zurück­ver­setzt mit mei­nen müt­ter­li­chen Ver­sor­gungs­auf­trag, der Tup­per­do­se und den Apfel­schnit­zen. Das passt heu­te nicht mehr zu unse­rem Ver­hält­nis. Das will ich nicht mehr. Mei­ne Toch­ter ist 23 und kann doch sel­ber dafür sor­gen, dass sie satt ist. 
Ich habe mei­ner Toch­ter schließ­lich gesagt, was die­ser Satz bei mir aus­löst. Mei­ne Ehr­lich­keit hat sie sehr berührt und wir konn­ten gut dar­über reden und gemein­sam hin spü­ren, was da wohl dahin­ter­steckt, sowohl bei ihr als auch bei mir. Es war ein sehr inni­ges Gespräch.

Natür­lich hat sie heu­te auch noch manch­mal Hun­ger, wenn wir uns tref­fen. Sie kommt oft direkt von der Uni. Aber jetzt machen wir das anders. Wir ver­ab­re­den uns zum Bei­spiel ganz gezielt zum Essen gehen. Wir kön­nen auch gut dar­über lachen, wenn ich sie kurz nach der Begrü­ßung fra­ge, „Wie? Du hast kei­nen Hun­ger? Bist Du krank?“

*Name geän­dert

 

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