Archiv für den Monat: Dezember 2014

FÜR ALTE WEI­BER GIBT ES KEIN VER­BOT AUF BÄU­ME ZU KLETTERN.

Florentine Rasmussen*, 48 Jahre, Architektin, zwei erwachsene Kinder, derzeit allein lebend

Für alte Wei­ber gibt es kein Ver­bot auf Bäu­me zu klet­tern.“
Die­sen Satz von Astrid Lind­gren hat mir mei­ne Nich­te geschickt. Ich fin­de ihn groß­ar­tig und ganz nach mei­nem Geschmack. Ich mag mein Leben genau­so, wie es ist, aber manch­mal den­ke ich schon, dass ich der­zeit ganz schön bie­der dahin­le­be. Vor allem, wenn ich am Sonn­tag­mor­gen allein in mei­nem Bett auf­wa­che.
Seit 15 Jah­ren lebe ich im glei­chen Haus, habe die glei­che Arbeits­stel­le und einen ech­ten und inter­es­san­ten Freun­des­kreis. Das schät­ze ich sehr.

Aber ich gestal­te auch gern Neu­es, baue auf, schaf­fe etwas und brin­ge mich ein. Beruf­lich und auch in einer Part­ner­schaft.
Ich bin mir sehr sicher, dass ich bald wie­der einen neu­en Part­ner haben wer­de. Ich habe da so ein Grund­ver­trau­en, dass es gut für mich wei­ter­geht. Die­ses Grund­ver­trau­en habe ich eigent­lich schon immer. Es beglei­tet mich mein Leben lang. Auch wenn es natür­lich Höhen und Tie­fen auf mei­nem Weg gibt. Das ist ein Geschenk. Erar­bei­ten kann man sich das nicht, aber näh­ren. Und das tue ich. Zum Bei­spiel habe ich neu­lich fünf Men­schen, die sich nicht ken­nen, für einen Abend zu mir nach Hau­se ein­ge­la­den. Frei nach Beuys: „Lade jemand Gefähr­li­chen zum Tee ein.” Ich habe mir über­legt, wen ich ger­ne näher ken­nen ler­nen wür­de und das waren gleich fünf Men­schen. Natür­lich kann das schief­ge­hen. Ist es aber nicht. Ich habe dar­auf ver­traut, dass es gut wird und es wur­de ein für uns alle berüh­ren­der Abend mit wun­der­ba­ren, inten­si­ven Gesprä­chen. Sowas mache ich bald wieder.

*Name geän­dert

 

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MAMA, ICH HABE HUNGER!”

Dorothea Schöberl*, 51 Jahre, selbständige Psychotherapeutin, 1 Tochter

Mei­ne Toch­ter ist 23 und längst zu Hau­se aus­ge­zo­gen. Wir sehen uns regel­mä­ßig und das genie­ßen wir bei­de sehr. Irgend­wann ist mir auf­ge­fal­len, dass sie spä­tes­tens 30 Minu­ten, nach­dem wir uns getrof­fen haben sagt: „Mama, ich habe Hun­ger!“
Ich habe dann ange­fan­gen, schon vor der Ver­ab­re­dung zu über­le­gen wie und wo sie etwas zu essen bekom­men kann, wenn sie wie­der Hun­ger bekommt.
Es hat sich aber nicht gut ange­fühlt irgend­wie „unstim­mig“ und es hat mich mehr und mehr wütend gemacht. In einer Super­vi­si­on bin ich dann der Fra­ge nach­ge­gan­gen, war­um die­ses „Mama, ich habe Hun­ger!“ mich so auf­wühlt: Ich füh­le mich in frü­he­re Zei­ten zurück­ver­setzt mit mei­nen müt­ter­li­chen Ver­sor­gungs­auf­trag, der Tup­per­do­se und den Apfel­schnit­zen. Das passt heu­te nicht mehr zu unse­rem Ver­hält­nis. Das will ich nicht mehr. Mei­ne Toch­ter ist 23 und kann doch sel­ber dafür sor­gen, dass sie satt ist. 
Ich habe mei­ner Toch­ter schließ­lich gesagt, was die­ser Satz bei mir aus­löst. Mei­ne Ehr­lich­keit hat sie sehr berührt und wir konn­ten gut dar­über reden und gemein­sam hin spü­ren, was da wohl dahin­ter­steckt, sowohl bei ihr als auch bei mir. Es war ein sehr inni­ges Gespräch.

Natür­lich hat sie heu­te auch noch manch­mal Hun­ger, wenn wir uns tref­fen. Sie kommt oft direkt von der Uni. Aber jetzt machen wir das anders. Wir ver­ab­re­den uns zum Bei­spiel ganz gezielt zum Essen gehen. Wir kön­nen auch gut dar­über lachen, wenn ich sie kurz nach der Begrü­ßung fra­ge, „Wie? Du hast kei­nen Hun­ger? Bist Du krank?“

*Name geän­dert

 

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