Durch meine Arbeit auf der Intensivstation habe ich eine sehr pragmatische Sicht auf den Tod:
Wenn es aus ist, ist es aus.
Zu Hause erzähle ich meiner Familie natürlich von meiner Arbeit – auch davon, dass einige meiner Patienten sterben – entweder weil sie einfach schon sehr alt oder unheilbar krank sind. Natürlich verschone ich meine Kinder mit belastenden Details, sie sind ja erst fünf und zwei Jahre alt. Aber sie bekommen trotzdem einiges mit. Ich finde das auch gut so. Es ist mir wichtig, dass meine Kinder erfahren, dass der Tod zum Leben und auch zu meiner Arbeit dazugehört. Darum verschweige ich das nicht. Es käme mir falsch und verlogen vor. Meine Kinder können damit gut umgehen. Ich finde sogar sie haben ein natürlicheres und normaleres Verhältnis zum Tod als viele Erwachsene.
Manchmal kommt es dadurch allerdings auch zu etwas peinlichen Situationen: Neulich habe ich meine Großtante im Pflegeheim besucht und mein fünfjähriger Sohn war dabei. Er hat sich sehr genau im Zimmer und im Heim der Tante umgesehen. Als wir nach dem Verabschieden durch die Schiebetür gehen meinte er nur ganz beiläufig: „Mensch Mama, die Tante Lotti ist ja auch schon sooo alt. Die kann doch auch mal bald sterben.“
Ich bin froh, dass das keiner gehört hat.
*Name geändert