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SELBST­VER­ANT­WOR­TUNG ALS AUSBILDUNGSZIEL

Annette Engehausen, Bayerischer Rundfunk, Leiterin Referat Ausbildung

Die gro­ße Mehr­zahl unse­rer Aus­zu­bil­den­den durch­läuft ihre Aus­bil­dung erfolg­reich und mit viel Freu­de. Aber natür­lich gibt es auch schwie­ri­ge Situa­tio­nen. Alle psy­chi­schen Auf­fäl­lig­kei­ten, die die Gesell­schaft zeigt, sind auch schon unter unse­ren Aus­zu­bil­den­den auf­ge­taucht: Sucht­ver­hal­ten, Ess­stö­run­gen, Depres­sio­nen, bis hin zum Sui­zid­ver­such…
Die Betreu­ung die­ser Aus­zu­bil­den­den ist für unse­re Aus­bil­der oft eine Grat­wan­de­rung. Für was sind sie ver­ant­wort­lich und wo soll­ten sie sich – auch im eige­nen Inter­es­se – abgren­zen. Wir wol­len die Jugend­li­chen in ihrer fach­li­chen und per­sön­li­chen Ent­wick­lung beglei­ten und stär­ken, ande­rer­seits haben wir in einer Aus­bil­dungs­si­tua­ti­on kei­nen the­ra­peu­ti­schen Auftrag.

Ein Aus­bil­der der sich per­sön­lich ver­ant­wort­lich für eine sui­zid­ge­fähr­de­te Aus­zu­bil­den­de fühlt und ver­sucht rund um die Uhr für sei­nen Schütz­ling erreich­bar zu sein, setzt sich enorm unter Druck und gefähr­det sich selbst. Hier ist es wich­tig Gren­zen zu set­zen. Des­halb haben wir im Team mit Unter­stüt­zung von Psy­cho­lo­gen einen pro­fes­sio­nel­len Umgang für psy­chi­sche Auf­fäl­lig­kei­ten bei unse­ren Aus­zu­bil­den­den ent­wi­ckelt:
In Ein­zel­ge­sprä­chen spre­chen wir die Aus­zu­bil­den­den direkt an, wenn uns ein bestimm­tes Ver­hal­ten auf­fäl­lig erscheint und ver­wei­sen sie gege­be­nen­falls an die Betrieb­li­che Sozi­al­be­ra­tung, die Betriebs­ärz­tin oder eine Psy­cho­lo­gi­sche Bera­tungs­stel­le wei­ter. Unse­re Wahr­neh­mung ist viel­leicht nicht immer rich­tig. Aber es geht uns dar­um, die Selbst­ver­ant­wor­tung der Aus­zu­bil­den­den zu stär­ken. Sie sind sel­ber für ihr Leben ver­ant­wort­lich und müs­sen ler­nen es in die Hand zu nehmen.

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ICH LER­NE DAS GERA­DE NEU

Constanze Dräger*, 45 Jahre, verheiratet, vier Kinder, selbständig

Mein Leben ist viel­fäl­tig.
In den letz­ten Jah­ren habe ich viel geschafft. Es ist viel vor­an­ge­gan­gen, beruf­lich und auch in der Fami­lie. Im Grun­de bin ich ger­ne für ande­re da und enga­gie­re mich ger­ne in mei­nem Umfeld.
Der­zeit ver­spü­re ich jedoch mehr und mehr den Wunsch bei mir zu blei­ben und hin­zu­spü­ren, was eigent­lich wirk­lich meins ist und mir gut tut. Ich unter­schei­de: „Was mache ich, dass es für mich passt?“ und „Was mache ich, dass es für ande­re passt?“ 
So in die­ser Form habe ich das in mei­nem Leben noch nie gemacht. Viel­mehr ver­spü­re ich manch­mal ein schlech­tes Gewis­sen, wenn ich Din­ge – zum Bei­spiel die Som­mer­fe­ri­en der vier Kin­der – auch danach pla­ne, dass es für mich ange­nehm und nicht (zu) stres­sig wird. 
Es geht nicht alles. Das ist so. Und es ist in Ord­nung, dass ich nicht alle Ansprü­che erfül­len kann. Es gibt natür­li­che Gren­zen und die muss ich auch nicht selbst per­ma­nent ein­tram­peln. Sonst lau­ge ich mich selbst aus.
Ich ler­ne das Ach­ten mei­ner Gren­zen gera­de neu.
Anfän­ger dür­fen sich ver­zei­hen, wenn sie etwas nicht gleich per­fekt kön­nen. Ich ver­su­che also sel­ber auch, mil­de und gedul­dig mit mir zu sein.
Ich mer­ke jetzt schon, dass es mir Spaß macht auf mei­ne Gren­zen zu ach­ten und auch mal Gren­zen zu set­zen. Es ist klar, befrei­end und tut gut.

*Name geän­dert

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