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DAS BACKEN GEHT MIR AUF DIE NERVEN!

Irmgard Freymann*, 78 Jahre, Hausfrau, 3 Kinder, 8 Enkelkinder

Letz­tens war ich zu Besuch bei mei­ner 45-jäh­ri­gen Toch­ter. Ihre Toch­ter, also mei­ne Enkel­toch­ter, woll­te am Wochen­en­de mit ihren Freun­din­nen Plätz­chen backen. Mei­ne Toch­ter hat mich gefragt, ob ich ihr hel­fen will, den Teig für die Enke­lin vor­zu­be­rei­ten. Da habe ich ein­fach gesagt „Nein, will ich nicht!“
Da hat mich mei­ne Toch­ter doch erstaunt ange­guckt, weil ich nicht so oft „Nein“ sage. Aber da war die Sache klar. Ich hat­te ein­fach kei­ne Lust Plätz­chen­teig zu machen.
Mei­ne Toch­ter hat mir dann die Vor­zü­ge ihrer neu­en Küchen­ma­schi­ne gezeigt und gesagt, dass das gar nicht so viel Arbeit ist. Ich bin ihr dann doch ein biss­chen zur Hand gegan­gen und es war kei­ne gro­ße Sache. Frü­her habe ich jeden Sams­tag geba­cken. Das gehör­te damals dazu. Aber auf die gan­ze Arbeit habe ich heu­te kei­ne Lust mehr. Viel­leicht liegt das auch dar­an, dass wir jetzt die meis­te Zeit zu zweit sind. Wer soll denn da so viel Kuchen essen?

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BIT­TE BRINGMICH ZU MEI­NEM FAHRRAD!

Sylvia Hartmann*, 39 Jahre, Physiotherapeutin

Seit acht Jah­ren lebe ich in einer fes­ten Bezie­hung. Obwohl mein Freund und ich im Grun­de ein offe­nes und sehr ver­trau­ens­vol­les Ver­hält­nis mit­ein­an­der haben, mer­ke ich seit eini­ger Zeit, dass es mir nicht ganz leicht fällt immer klar und deut­lich zu sagen, was ich möch­te und was ich nicht möch­te. Auch im Bett.
Ich wun­de­re mich über mich sel­ber, dass mir das der­ma­ßen schwer fällt. Schließ­lich bin ich sonst auch nicht auf den Mund gefal­len. Aber zu die­sem The­ma traue ich mich irgend­wie nicht so recht Klar­text zu reden.
Das war nicht immer so:
Mit 15 habe ich für Erik geschwärmt. Er war schon 18. Schon an eini­gen Sams­tag­aben­den hat­te ich in unse­rem Jugend­treff mit ihm geflir­tet was das Zeug hielt – und hin und wie­der auch mal mit ihm in einer dunk­le­ren Ecke her­um­ge­knutscht.
Eines Abends lan­de­ten wir zu spä­te­rer Stun­de in sei­nem Zim­mer. Bei Ker­zen­schein und Rot­wein wur­de die Knut­sche­rei etwas wil­der und auf ein­mal saß er mit her­un­ter­ge­las­se­ner Hose und eri­gier­tem Penis vor mir.
Ich hat­te bis dato noch nie mit einem Mann geschla­fen und schlag­ar­tig wur­de mir klar, dass mir das hier und heu­te zu weit ging.
„Bit­te bring‘ mich zu mei­nem Fahr­rad!“, sag­te ich.
Und genau das tat Erik. Er zog sich an und brach­te mich mit­ten in der Nacht wie­der zu mei­nem Fahr­rad. Der roman­ti­sche Abend war vor­bei.
Zwi­schen uns kam es danach nie mehr zu irgend­wel­chen Annä­he­run­gen. Wir grins­ten uns nur etwas ver­le­gen an, wenn wir uns zufäl­lig wie­der ein­mal trafen.

Heu­te fin­de ich, dass dies eine groß­ar­ti­ge Erfah­rung war.
Nicht nur ich habe in die­ser Situa­ti­on auf mei­ne Gren­zen geach­tet und Klar­text gere­det. Auch Erik hat mei­ne Gren­ze geach­tet und akzep­tiert, obwohl er sich den Abend bestimmt ganz anders vor­ge­stellt hat­te. Viel­leicht ist es gar nicht so schwer auch mit 39 Jah­ren wie­der ein­mal Klar­text zu reden. Ich habe mir in jedem Fall vor­ge­nom­men dies­be­züg­lich wie­der etwas muti­ger zu sein.

 

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