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GREN­ZEN SIND VERHANDELBAR

Annette Engehausen, Bayerischer Rundfunk, Leiterin Referat Ausbildung

Wir bewe­gen uns bei der Arbeit mit den Aus­zu­bil­den­den in einem Span­nungs­feld.
Einer­seits unter­stüt­zen und för­dern wir sie, ande­rer­seits müs­sen wir – auch im Inter­es­se der Füh­rungs­kräf­te — Leis­tung ein­for­dern, Feed­back geben und auch manch­mal klar Posi­ti­on bezie­hen und sagen, wenn etwas nicht in Ord­nung ist.
Unse­re Jugend­li­chen sind sich ihrer Gren­zen hin­sicht­lich ihres fach­li­chen Know­hows und ihrer per­sön­li­chen Belast­bar­keit nicht immer bewusst. Vie­le den­ken auch gar nicht dar­über nach, so dass wir als ihre Betreu­er ver­stärkt dar­auf ein­ge­hen und die­ses The­ma mit ihnen bespre­chen.
Es gibt immer die­je­ni­gen, die jede Men­ge Poten­zi­al haben, sich aber unter­schät­zen. Ande­re hin­ge­gen arbei­ten oft bis über die Gren­zen ihrer Belast­bar­keit hin­aus, sagen für ein wei­te­res Pro­jekt zu oder arbei­ten noch eine Schicht. Sie über­schät­zen sich.
Bei­de benö­ti­gen unse­re Unter­stüt­zung.
In sol­chen Fäl­len spre­chen wir mit unse­ren Jugend­li­chen über ihre Gren­zen. Wir fra­gen sie nach ihrer Ein­schät­zung und tei­len mit ihnen unse­re Ein­drü­cke und auch die Rück­mel­dun­gen, die wir von ihren Aus­bil­dern in den Abtei­lun­gen erhal­ten haben. Gren­zen sind dabei ver­han­del­bar, denn wir haben ja sel­ber auch nicht immer unbe­dingt die rich­ti­ge Sicht.
Unser Ziel ist es, dass unse­re Aus­zu­bil­den­den ihre Aus­bil­dung erfolg­reich abschlie­ßen und viel­sei­tig ein­setz­ba­re Mit­ar­bei­ter für den BR wer­den. Dazu ist es wich­tig, dass sie beson­ders in ihrem ers­ten Aus­bil­dungs­jahr vie­le Chan­cen bekom­men, um nicht direkt in eine „Schub­la­de gesteckt“ zu wer­den, aus der sie dann nicht mehr her­aus­kom­men. Sie sol­len sich immer wie­der neu zei­gen und bewei­sen dür­fen. Ver­än­de­rung ist permanent.

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SELBST­VER­ANT­WOR­TUNG ALS AUSBILDUNGSZIEL

Annette Engehausen, Bayerischer Rundfunk, Leiterin Referat Ausbildung

Die gro­ße Mehr­zahl unse­rer Aus­zu­bil­den­den durch­läuft ihre Aus­bil­dung erfolg­reich und mit viel Freu­de. Aber natür­lich gibt es auch schwie­ri­ge Situa­tio­nen. Alle psy­chi­schen Auf­fäl­lig­kei­ten, die die Gesell­schaft zeigt, sind auch schon unter unse­ren Aus­zu­bil­den­den auf­ge­taucht: Sucht­ver­hal­ten, Ess­stö­run­gen, Depres­sio­nen, bis hin zum Sui­zid­ver­such…
Die Betreu­ung die­ser Aus­zu­bil­den­den ist für unse­re Aus­bil­der oft eine Grat­wan­de­rung. Für was sind sie ver­ant­wort­lich und wo soll­ten sie sich – auch im eige­nen Inter­es­se – abgren­zen. Wir wol­len die Jugend­li­chen in ihrer fach­li­chen und per­sön­li­chen Ent­wick­lung beglei­ten und stär­ken, ande­rer­seits haben wir in einer Aus­bil­dungs­si­tua­ti­on kei­nen the­ra­peu­ti­schen Auftrag.

Ein Aus­bil­der der sich per­sön­lich ver­ant­wort­lich für eine sui­zid­ge­fähr­de­te Aus­zu­bil­den­de fühlt und ver­sucht rund um die Uhr für sei­nen Schütz­ling erreich­bar zu sein, setzt sich enorm unter Druck und gefähr­det sich selbst. Hier ist es wich­tig Gren­zen zu set­zen. Des­halb haben wir im Team mit Unter­stüt­zung von Psy­cho­lo­gen einen pro­fes­sio­nel­len Umgang für psy­chi­sche Auf­fäl­lig­kei­ten bei unse­ren Aus­zu­bil­den­den ent­wi­ckelt:
In Ein­zel­ge­sprä­chen spre­chen wir die Aus­zu­bil­den­den direkt an, wenn uns ein bestimm­tes Ver­hal­ten auf­fäl­lig erscheint und ver­wei­sen sie gege­be­nen­falls an die Betrieb­li­che Sozi­al­be­ra­tung, die Betriebs­ärz­tin oder eine Psy­cho­lo­gi­sche Bera­tungs­stel­le wei­ter. Unse­re Wahr­neh­mung ist viel­leicht nicht immer rich­tig. Aber es geht uns dar­um, die Selbst­ver­ant­wor­tung der Aus­zu­bil­den­den zu stär­ken. Sie sind sel­ber für ihr Leben ver­ant­wort­lich und müs­sen ler­nen es in die Hand zu nehmen.

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