Archiv für den Monat: September 2014

ICH LER­NE DAS GERA­DE NEU

Constanze Dräger*, 45 Jahre, verheiratet, vier Kinder, selbständig

Mein Leben ist viel­fäl­tig.
In den letz­ten Jah­ren habe ich viel geschafft. Es ist viel vor­an­ge­gan­gen, beruf­lich und auch in der Fami­lie. Im Grun­de bin ich ger­ne für ande­re da und enga­gie­re mich ger­ne in mei­nem Umfeld.
Der­zeit ver­spü­re ich jedoch mehr und mehr den Wunsch bei mir zu blei­ben und hin­zu­spü­ren, was eigent­lich wirk­lich meins ist und mir gut tut. Ich unter­schei­de: „Was mache ich, dass es für mich passt?“ und „Was mache ich, dass es für ande­re passt?“ 
So in die­ser Form habe ich das in mei­nem Leben noch nie gemacht. Viel­mehr ver­spü­re ich manch­mal ein schlech­tes Gewis­sen, wenn ich Din­ge – zum Bei­spiel die Som­mer­fe­ri­en der vier Kin­der – auch danach pla­ne, dass es für mich ange­nehm und nicht (zu) stres­sig wird. 
Es geht nicht alles. Das ist so. Und es ist in Ord­nung, dass ich nicht alle Ansprü­che erfül­len kann. Es gibt natür­li­che Gren­zen und die muss ich auch nicht selbst per­ma­nent ein­tram­peln. Sonst lau­ge ich mich selbst aus.
Ich ler­ne das Ach­ten mei­ner Gren­zen gera­de neu.
Anfän­ger dür­fen sich ver­zei­hen, wenn sie etwas nicht gleich per­fekt kön­nen. Ich ver­su­che also sel­ber auch, mil­de und gedul­dig mit mir zu sein.
Ich mer­ke jetzt schon, dass es mir Spaß macht auf mei­ne Gren­zen zu ach­ten und auch mal Gren­zen zu set­zen. Es ist klar, befrei­end und tut gut.

*Name geän­dert

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STILL­STAND IST NICHTS FÜR MICH

Carsten Starkmann*, 30 Jahre, Account Manager, IT-Branche

Letz­te Woche hat­ten wir ein zwei­tä­gi­ges Ver­triebs­trai­ning am Ammer­see. Grund­sätz­lich fin­de ich es gut, dass unse­re Fir­ma in unse­re Aus­bil­dung inves­tiert, wobei ich mich bei man­chen The­men schon manch­mal fra­ge, ob das wirk­lich was bringt.
Dies­mal ging es um die The­men „Inne­re Hal­tung, Selbst­ver­ant­wor­tung sowie Auf­tritt und Wir­kung“.  Wenn Sie mich fra­gen klingt das alles wun­der­bar, aber am Ende des Tages geht es um die kon­kre­ten Zah­len, die jeder bringt. So sehe ich das und mein Chef sieht es genau­so. Inne­re Hal­tung hin oder her.
„Cash macht fesch“ sagt mein Chef immer.
Der ers­te Tag fand im Semi­nar­raum statt und ich muss sagen, der Trai­ner war gut und hat das The­ma gut rüber­ge­bracht. Auch der Semi­nar­raum mit Blick zum See war toll. Wir haben als ers­tes ein paar Bil­der gemacht und für unse­re ande­ren Kol­le­gen gepos­tet.
Am Ende des ers­ten Tages beka­men wir dann Infor­ma­tio­nen zum zwei­ten Tag, der auf einem Segel­schiff statt­fin­den soll­te. Wir soll­ten in die Rol­len an Bord schlüp­fen – also Skip­per, Steu­er­mann, Navi­ga­tor etc. Natür­lich war für den Not­fall auch ein pro­fes­sio­nel­ler Skip­per mit von der Par­tie. Und auch der Trai­ner vom ers­ten Tag. Die The­men Inne­re Hal­tung, Selbst­ver­ant­wor­tung, Auf­tritt und Wir­kung soll­ten wir „für uns auf das Schiff über­tra­gen“.
An Bord wur­den wir als ers­tes ein­ge­wie­sen und wähl­ten unse­re Rol­len. Ich war Steu­er­mann. Fand ich gut. Der Navi­ga­tor hat den Kurs auf unser Ziel bestimmt und los ging es. Am Anfang haben wir noch recht viel dis­ku­tiert, aber ich fand wir haben es gut hin­ge­kriegt.
Die ers­te Stun­de war gut, doch dann wur­de es rich­tig blöd. Wir fuh­ren wohl zu tief in eine Bucht und kamen in eine Flau­te. Geschla­ge­ne zwei Stun­den saßen wir fest. Ich war ja dafür, dass wir den Motor anschmei­ßen und ein­fach schau­en, dass wir wei­ter­kom­men, aber der Pro­fi-Skip­per war dage­gen wegen irgend­wel­cher Bestim­mun­gen auf baye­ri­schen Seen …. Dazu noch so schlaue Sät­ze wie „Flau­te gehört zum Segeln dazu.“ Oder „Bei Wind kann jeder segeln, der wah­re Seg­ler zeigt sich in der Flau­te.“ Und dann noch eine Feed­back­run­de und das Gere­de von Situa­ti­on anneh­men, Selbst­ver­ant­wor­tung über­neh­men. Ganz toll!

Die­ses Rum­ge­ho­cke hat mich echt genervt. Still­stand ist nichts für mich. Da hat es mir auch nichts gebracht, dass das Wet­ter schön war und ich die Ber­ge sehen konn­te. Ich woll­te nur noch weg. Irgend­wann habe ich ange­fan­gen mei­ne Kun­den anzu­ru­fen und die Ter­mi­ne für nächs­te Woche zu bestä­ti­gen.
Als dann klar war, dass wir von allein nie­mals den Hafen errei­chen wür­den, hat der Skip­per dann doch den Motor ange­wor­fen und wir fuh­ren zurück.

Die ande­ren fan­den den Tag echt super. Ich war froh als er vor­bei war. Für mich war das ver­ta­ne Zeit.

*Name geän­dert

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