Archiv des Autors: Christiane Jung

SEIT FÜNF JAH­REN BIN ICHON TOP

Dr. Sven Waldmann*, 52 Jahre, 5 Kinder, Vorstand eines börsennotierten Technologie-Unternehmens

Seit 20 Quar­ta­len – also seit fünf Jah­ren in Fol­ge – bin ich “on top”. Immer oben. Immer Over Per­for­mance.
Jetzt hat­ten wir das ers­te Quar­tal, das rich­tig mies lief. Und jetzt kommt jeder zu mir und fragt wor­an es liegt, wer Schuld ist, was wir anders machen müs­sen und so wei­ter. Jeder schreit nach Kon­se­quen­zen und nach einem Schul­di­gen.
Das könn­te ich sein. Das ist in mei­nem Job Berufs­ri­si­ko.
Und soll ich Ihnen eine ehr­li­che Ant­wort geben? Ich weiß es nicht, wor­an es liegt. 

Viel­leicht waren unse­re Leu­te nicht flei­ßig genug, viel­leicht ist es ein Füh­rungs­the­ma, viel­leicht gibt es auf ein­mal gar kei­nen Markt mehr für das, was wir her­stel­len.
Ich den­ke, wenn man so lan­ge oben ist, dann gibt es ein­fach auch mal ein schlech­tes Ergeb­nis. Jetzt in ope­ra­ti­ve Hek­tik zu ver­fal­len bringt im Grun­de gar nichts – genau das tun wir aber. Ich auch. Soll ich sagen: „Jetzt war­ten wir ein­fach mal ab.“? Das geht nicht.

 *Name geän­dert

 

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FÜR ALTE WEI­BER GIBT ES KEIN VER­BOT AUF BÄU­ME ZU KLETTERN.

Florentine Rasmussen*, 48 Jahre, Architektin, zwei erwachsene Kinder, derzeit allein lebend

Für alte Wei­ber gibt es kein Ver­bot auf Bäu­me zu klet­tern.“
Die­sen Satz von Astrid Lind­gren hat mir mei­ne Nich­te geschickt. Ich fin­de ihn groß­ar­tig und ganz nach mei­nem Geschmack. Ich mag mein Leben genau­so, wie es ist, aber manch­mal den­ke ich schon, dass ich der­zeit ganz schön bie­der dahin­le­be. Vor allem, wenn ich am Sonn­tag­mor­gen allein in mei­nem Bett auf­wa­che.
Seit 15 Jah­ren lebe ich im glei­chen Haus, habe die glei­che Arbeits­stel­le und einen ech­ten und inter­es­san­ten Freun­des­kreis. Das schät­ze ich sehr.

Aber ich gestal­te auch gern Neu­es, baue auf, schaf­fe etwas und brin­ge mich ein. Beruf­lich und auch in einer Part­ner­schaft.
Ich bin mir sehr sicher, dass ich bald wie­der einen neu­en Part­ner haben wer­de. Ich habe da so ein Grund­ver­trau­en, dass es gut für mich wei­ter­geht. Die­ses Grund­ver­trau­en habe ich eigent­lich schon immer. Es beglei­tet mich mein Leben lang. Auch wenn es natür­lich Höhen und Tie­fen auf mei­nem Weg gibt. Das ist ein Geschenk. Erar­bei­ten kann man sich das nicht, aber näh­ren. Und das tue ich. Zum Bei­spiel habe ich neu­lich fünf Men­schen, die sich nicht ken­nen, für einen Abend zu mir nach Hau­se ein­ge­la­den. Frei nach Beuys: „Lade jemand Gefähr­li­chen zum Tee ein.” Ich habe mir über­legt, wen ich ger­ne näher ken­nen ler­nen wür­de und das waren gleich fünf Men­schen. Natür­lich kann das schief­ge­hen. Ist es aber nicht. Ich habe dar­auf ver­traut, dass es gut wird und es wur­de ein für uns alle berüh­ren­der Abend mit wun­der­ba­ren, inten­si­ven Gesprä­chen. Sowas mache ich bald wieder.

*Name geän­dert

 

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