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OHNE NACH­ZU­DEN­KEN SAG­TE ICHNEIN

Elisabeth Ritzerfeld*, 70 Jahre, Kinderkrankenschwester i. R., 4 Kinder, 7 Enkelkinder

Ich erin­ne­re mich an eine Dienst­be­spre­chung im Kran­ken­haus. Ich hat­te am nächs­ten Wochen­en­de dienst­frei und mit der Fami­lie etwas geplant. Dann kam der Pfle­ge­dienst­lei­ter, ein gro­ßer und stäm­mi­ger Mann, der dar­an gewöhnt war, dass alle spran­gen, wenn er es ver­lang­te. Er frag­te in die Run­de, wer am Wochen­en­de ein­sprin­gen könn­te, weil Kol­le­gen krank gewor­den sei­en und schau­te mich dabei nach­drück­lich an.
Ohne nach­zu­den­ken und kein biss­chen diplo­ma­tisch sag­te ich „Nein!“. Der Pfle­ge­dienst­lei­ter guck­te ver­dutzt, sag­te aber nichts mehr dazu. Ich muss das so ent­schie­den und klar gesagt haben, dass er mein „Nein“ ohne Nach­zu­ha­ken akzep­tiert hat.

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AUF DEI­NE GEFÜH­LE KANNST DU DICH NICHT ZU 100% VERLASSEN

Elisabeth Ritzerfeld*, 70 Jahre, Kinder­kranken­schwester i. R., 4 Kinder, 7 Enkelkinder

Als ich vor 40 Jah­ren im Kran­ken­haus mit einer jun­gen Mut­ter zu tun hat­te, dach­te ich „Na ja, mit 18 Mut­ter zu wer­den ist ja nicht ide­al. Die ist doch noch gar nicht reif genug.“ Aber dann habe ich gemerkt, dass das nicht stimm­te. Die jun­ge Frau war sym­pa­thisch, ver­ant­wor­tungs­be­wusst und rei­fer als ich zuerst dachte.

So ist es doch oft. Man macht sich einen Ein­druck und denkt „die­ser Mensch ist so und so.“ Aber ich fin­de, dass man offen und lern­fä­hig blei­ben muss. Ich kann nicht von mir auf ande­re schlie­ßen. Mei­ne eige­nen Gren­zen kann ich nicht als all­ge­mei­ne Gren­zen anneh­men. Ich bin ja ganz anders groß gewor­den als ande­re. Des­we­gen bin ich mit mei­nem eige­nen Gespür vor­sich­tig gewor­den. Ich traue mei­ner eige­nen Wahr­heit nicht 100%ig und ver­su­che Men­schen nicht sofort in Schub­la­den zu ste­cken. Ich weiß, dass der Boden unsi­cher ist.

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