Wenn ich über Grenzen nachdenke, denke ich zwangsläufig über Scheitern nach, weil damit eine Grenze markiert ist.
Letztes Jahr war es bei mir beinahe soweit. Anfang des Jahres kam das Finanzamt mit einer sehr hohen Forderung auf mich zu. Die Summe an sich war gar nicht das Problem, wohl aber der Termin zu dem ich die Zahlung zu leisten hatte.
Meine Kunden zahlen in der Regel alle, jedoch zum Teil mit sehr langen Zahlungszielen von bis zu zwei Monaten. Genau das war das Problem. Es war absehbar, dass ich das Geld zum genannten Termin nicht haben würde.
Alles Reden und Verhandeln half nichts. Ich konnte mit dem für mich zuständigen Finanzbeamten kein anderes Zahlungsziel vereinbaren. Wir waren kurz davor zahlungsunfähig zu werden – mein Unternehmen und meine Familie standen kurz vor der Insolvenz, kurz vorm Scheitern.
Ich habe dann gearbeitet wie ein Besessener und somit das Ruder gerade nochmal rumgerissen. Die Zahlung konnte ich dann gerade so zum vereinbarten Zeitpunkt leisten.
Aber ich war unglaublich wütend und auch hilflos, dass unser Finanzsystem so etwas zulassen würde.
Jetzt läuft wieder alles einigermaßen, aber ich bin immer noch am Ackern und Rödeln und nehme nahezu alles an, was kommt. Urlaub habe ich dieses Jahr auch keinen richtigen gehabt. Und das merke ich. Ich brauche immer länger, bis ich mich regenerieren kann. Mit nur mal Ausschlafen ist es da nicht getan. Ich bin erschöpft.
Jetzt habe ich vor zwei Wochen wieder eine Benachrichtigung bekommen, dass ich Nachzahlungen leisten muss. Das hört einfach nicht auf. Ich komme aus diesem Hamsterrad nicht heraus.
Manchmal hätte ich gute Lust alles hinzuwerfen.
*Name geändert