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ANLEI­TUNG ZUM AUSTESTEN

Stefanie Marek, 41 Jahre, Schreib- und Kommunikationsberaterin

Die eige­ne Mei­nung zu ver­tre­ten, ist oft gar nicht so ein­fach. Der Satz „Das will ich so nicht haben.“ ist dafür ein wun­der­ba­res Mit­tel.
War­um die­ser Satz aus sprach­wis­sen­schaft­li­cher Sicht so klas­se ist:

Der Inhalt der Aus­sa­ge „Das will ich so nicht haben.“ lässt sich mit einer Sil­be zusam­men­fas­sen: „Nö!“ oder „Nein!“.
So ein kur­zes „Nein!“ kommt Ihnen in vie­len Situa­tio­nen viel­leicht rup­pig und unhöf­lich vor, und so wol­len Sie ja nicht wahr­ge­nom­men wer­den. Wenn Sie statt­des­sen „Das will ich so nicht haben“ sagen, haben Sie einen schö­nen voll­stän­di­gen Satz mit Sub­jekt, Prä­di­kat und Objekt for­mu­liert. Wohl­ge­merkt mit einem Punkt als Satz­zei­chen und nicht mit Aus­ru­fe­zei­chen – eine ein­fa­che, ruhi­ge Fest­stel­lung.
Sie haben zudem eine Ich-Bot­schaft gesen­det und den­noch mit der Vor­an­stel­lung des Objek­tes „das“ vor das Sub­jekt „ich“ die Sach­ebe­ne vor die Bezie­hungs­ebe­ne gestellt.

Was auch cle­ver ist: Das klei­ne Wört­chen „nicht“ ist gut mit­ten­drin ver­steckt. Nach dem „Pri­ma­cy-Recen­cy-Effekt“ blei­ben Anfang und Ende einer Aus­sa­ge in Erin­ne­rung, nicht aber das, was in der Mit­te steht. Der Satz endet nicht auf „nicht“, wie bei der ver­kürz­ten Form „Das will ich nicht.“ son­dern auf „haben“, ein aus­ge­spro­chen posi­ti­ves Verb. Haben ist immer gut.

Außer­dem ist die Satz­me­lo­die aus­ge­spro­chen har­mo­nisch. Die Stimm­füh­rung bleibt nicht mono­ton abge­hackt wie bei beim Ein­sil­ber-Stak­ka­to „Das will ich nicht.“ Son­dern die Beto­nung geht nach oben auf die ers­te Sil­be des zwei­sil­bi­gen „ha-ben“. Der offe­ne lan­ge Vokal „a“ sorgt als Urlaut für beson­de­ren, sym­pa­thi­schen Wohlklang.

Und erst das Spiel auf Zeit! In den gut zwei Sekun­den Sprech­zeit für die sechs Wor­te und sie­ben Sil­ben haben Sie mehr Zeit gewon­nen als bei der Kurz­äu­ße­rung „Nö“ in der knap­pen hal­ben Sekun­de drin gewe­sen wäre. Die­se Zeit nut­zen Sie jetzt, um nach Kleist „all­mäh­lich einen Gedan­ken beim Spre­chen zu ver­fer­ti­gen“ mit dem Sie Ihre Posi­ti­on kon­struk­tiv ver­tre­ten können

Wie funk­tio­niert die Theo­rie jetzt in der Praxis?

  1. Sie hören etwas, das in Ihnen Unmut weckt.
  2. Heben Sie den Kopf, zie­hen Sie die Schul­tern zurück (immer schön locker) und sagen Sie ent­spannt: „Das will ich so nicht haben.“
  3. Ganz wich­tig: SCHWEI­GEN, Pau­se machen, auf­recht in die Run­de schau­en und den Satz wir­ken las­sen.
    Nach der Pau­se kön­nen Sie es mit Jacky Ken­ne­dy hal­ten und nach dem Mot­to „Never explain, never excu­se!“ wei­ter schwei­gen. War­ten Sie ab, ob von den ande­ren ein Vor­schlag kommt.
  4. Alter­na­tiv kön­nen Sie auf die erstaun­te Nach­fra­ge, was Sie denn haben wol­len, ver­kün­den, was Sie sich spä­tes­tens in der Pau­se über­legt haben.

Gege­be­nen­falls solan­ge wie­der­ho­len, bis Sie mit dem Ergeb­nis zufrie­den sind.

Ich wün­sche Ihnen viel Spaß beim Experimentieren!

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