Ich bin Jahrgang 1937, mein Vater ist im Krieg gefallen, meine Mutter war Kriegswitwe. Vor ihrer Lebensleistung habe ich großen Respekt. Sie gehört zur „Vergessenen Generation“.
Die „Vergessene Generation“ hat zwei Kriege mitgemacht und ein Leben geführt, dass wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können. Heute ist es schon fast selbstverständlich, dass Kriegsopfer psychologische Hilfe bekommen, um ihre traumatischen Erlebnisse zu bewältigen.
Damals hat diese Menschen niemand gefragt, wie es ihnen denn geht – nach Vertreibung oder Flucht aus der Heimat, Bombennächten oder dem Tod von Familienmitgliedern. Es war eine andere Zeit.
Meine Mutter und ich haben nach dem Krieg in der Münchner Innenstadt in einer Zweieinhalbzimmer-Wohnung mit 60m² gewohnt. Weil ja viele Wohnungen ausgebombt waren, mussten wir zwei der zweieinhalb Zimmer an zwei weitere Ehepaare „zwangsuntervermieten“. Ich habe als Kind in der Küche auf dem Boden geschlafen und jeden Morgen meine Schlafrolle zusammengepackt. Das war halt so.
Wir hatten oft Hunger. Lebensmittel gab es nur auf Karte. Als meine Mutter gestorben war, habe ich noch alte Lebensmittelkarten in ihren Unterlagen gefunden. Sie hat sie als Erinnerung an schlechte Zeiten behalten und vielleicht auch befürchtet, dass sie sie noch mal brauchen könnte…
Weil ich Not und Hunger erlebt habe, genieße ich meinen Wohlstand heute sehr und bin dankbar, dass es heute so ist wie es ist.
*Name geändert