Vor einiger Zeit ist mein Vater an Krebs erkrankt und einige Zeit später auch an seiner Krankheit verstorben.
Wir standen uns sehr nahe. Durch unser gemeinsames Hobby hatten wir teilweise auch den gleichen Freundes- und Bekanntenkreis.
Mein Vater hat seine Krankheit nicht an die große Glocke gehängt, aber irgendwie hat man natürlich doch gemerkt, dass etwas ist, weil ihm zum Beispiel durch seine Chemotherapie die Haare ausgegangen sind. Auch wenn er vorher schon sehr kurze Haare hatte.
Und auf einmal habe ich gemerkt, dass unsere Freunde mich viel weniger anriefen als vorher.
Ich war mir aber sehr sicher, dass es nicht daran liegt, dass sie kein Interesse hatten, sondern dass sie der Meinung waren, wir haben mit unserer Situation jetzt genug um die Ohren.
Ich kenne so eine Reaktion von mir. Wenn in meinem Freundeskreis bisher ein schlimmer Krankheits- oder Todesfall aufgetreten war, dann habe ich mich auch eher etwas zurückgezogen und vor allem nicht über meine alltäglichen Sorgen und Kümmernisse gesprochen. Es schien mir immer zu banal angesichts des Todes oder einer lebensbedrohlichen Krankheit.
Doch als jetzt in meiner Familie der Krebs Einzug gehalten hatte, habe ich auf einmal gemerkt, dass mir genau diese Gespräche helfen, die normalen Alltagsgespräche mit meinen Freunden über den Job, die Kinder und den Alltag. Weil ich dann nicht permanent nur mit den eigenen Themen und Ängsten beschäftigt bin.
Uns so habe ich daraufhin ganz gezielt meine engsten Freunde angerufen und ihnen gesagt, dass es mir gerade in dieser belastenden Situation gut tut, wenn sie mir von ihrem Leben erzählen – auch von den ganz normalen Alltagssorgen und ‑themen.
Nach einem dieser Gespräche hat mir eine gute Freundin gesagt, wie gut ihr das getan hat, dass ich von mir aus auf sie zugekommen bin und von dem Tag an waren wir wieder in Verbindung wie früher – bis zum Tode meines Vaters und auch darüber hinaus.
Mir hat das sehr geholfen.