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WENN ICH MEI­NE GREN­ZEN SPÜ­RE, BIN ICH KLAR

Patrizia Eckstein*, 50 Jahre, verheiratet, berufstätig

Neu­lich hat ein guter Freund von mir in einem Gespräch mei­ne Gren­zen über­schrit­ten.
Mein Freund hat in her­ab­las­sen­der und unan­ge­mes­se­ner Wei­se über die beruf­li­chen Kom­pe­ten­zen mei­nes Man­nes gespro­chen – nega­tiv und nicht wert­schät­zend.
Ich habe in der Situa­ti­on selbst nicht reagiert, denn ich habe erst im Nach­hin­ein so rich­tig gespürt, dass das für mich über­haupt nicht in Ord­nung war. Im Grun­de hät­te ich auf­ste­hen und ein­fach gehen sol­len.
Ich spü­re mei­ne Gren­zen – aber oft zu spät.
Manch­mal auch erst, wenn ich eine Nacht über etwas geschla­fen habe. Und ich spü­re sie zuerst oft kör­per­lich durch eine gewis­se Unru­he und einen Druck im Brust­be­reich. Etwas nimmt mir mei­ne Luft, ich kann nicht mehr atmen. Wenn ich dann erken­ne, was los ist und was nicht passt, kann ich auch wie­der atmen.
Ich mer­ke, es gibt Men­schen, die man­ches viel schnel­ler mit­krie­gen: Was nicht sein darf, was respekt­los ist und was zu viel ist. Eigent­lich ist es scha­de die­se Gren­zen nicht gleich zu spü­ren, weil ich dann nicht so gut für mich ein­tre­ten kann.
Weil ich mich schon län­ger mit die­sem The­ma beschäf­ti­ge, geht es jetzt schon schnel­ler, aber es ist noch lan­ge nicht spon­tan. Es ist ein biss­chen so, als ob ich erst das dicke Fell um mich her­um abtra­gen muss. Ich bin auf dem Weg.

Daher ist das Spü­ren mei­ner Gren­zen der­zeit für mich wich­ti­ger als das Set­zen von Gren­zen. Das kommt dann als Nächs­tes. Wenn ich mei­ne Gren­zen spü­re, bin ich klar.

*Name geän­dert

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