Und dann habe ich es noch mal gemacht. Das Skifahren.
Begleitet von der Sorge, ob das denn jetzt wirklich sein muss. Was ist, wenn ich falle? Was ist, wenn ich mich verletze?
Ich will wissen, wie es sich jetzt anfühlt in dem steilen Berg zu sein. Ob es jetzt immer noch geht?
Ich will wissen, wo die Angst geblieben ist. Sie ein für alle Mal los sein.
Und es klappt. Was mir vor einigen Wochen steil und unmöglich vorkam, kann ich jetzt angstfrei bewältigen. Es macht nicht unbedingt Spaß, aber ich komme runter und auch einigermaßen gut – nicht nur im Schneepflug. Immerhin ist die Piste „tiefrot!“
Der Skilehrer fährt mit mir weiter bis nach ganz oben auf den Gipfel. Auch hier bewältige ich alle steilen und schwierigen Stellen.
Ich habe es verstanden. Es geht. Ich komme überall runter.
Es ist fast Mittag. Der Schnee ist schwer und sulzig. An einer einfachen Stelle werde ich zu schnell, verliere in der zerfahrenen Piste das Gleichgewicht und falle. Im Fallen verdreht sich mein Knie und ich weiß, dass das jetzt nicht gut war.
Das war’s für heute. Der Skilehrer ruft die Bergwacht, sie fahren mich im Schlitten runter. Unten kommt der Krankenwagen und bringt mich ins Krankenhaus. Der Skilehrer bringt mein Auto nach. Von der Skipiste in den Wartebereich der Notaufnahme. Nichts ist gebrochen. Ob das Kreuzband gerissen ist, kann man erst in 5–7 Tagen feststellen. Ich halte das Knie hoch, ruhig und kühl und warte ab.
Haushalt geht nicht. Mein Mann übernimmt klaglos. Die Kinder fühlen sich als „Diener“, machen aber mit. Was aus den Urlaubsplänen in einer Woche wird? Keine Ahnung.
Jetzt mache ich es wie im Berg: Kurve für Kurve nehmen und möglichst nicht denken. Es nützt nichts sich Fragen zu stellen. Es ist wie es ist.
Das wovor ich Angst hatte, ist passiert: Hinfallen, sich verletzen und irgendwie wieder nach Hause zurück müssen. Es ist nicht so schlimm wie befürchtet. Ich fühle mich stark und von meinen Ängsten befreit.
Ich bin blond.
*Name geändert