Bis zur 8. Klasse der Realschule musste ich wenig für die Schule tun. Doch dann wurde es anders. In der 9. Klasse fiel ich mit einer 6 in Mathe und einer 6 in Physik durch.
Wie das passieren konnte? Ich hatte einfach zu viel mit den falschen Freunden abgehangen und gar nichts mehr getan.
Um mir ein bisschen Taschengeld zu verdienen, arbeite ich neben der Schule in einem sozial durchwachsenem Viertel an der Kasse eines Supermarktes. Da sah ich dann auch, was aus Menschen mit wenig Bildung wird. Und ich merkte, dass ich das für mich nicht wollte. Ich wollte einen besseren Job, eine interessante Aufgabe, mehr Geld und vor allem eine Perspektive.
Mir wurde klar, dass ich was ändern muss.
Ich fing an, mich mit anderen Freunden zu treffen und wieder etwas für die Schule zu tun.
Meine Mutter vermittelte mir einen Nachhilfelehrer für Mathe. Den musste ich aber selbst bezahlen. Die Nachhilfe kostete 12€ die Stunde. Im Supermarkt verdiente ich aber nur 7,50€ in der Stunde. So viel Geld für Mathe auszugeben tat mir richtig weh. Um meine Investition so gut wie möglich zu nutzen, habe ich mich auf jede Stunde gut vorbereitet. Und diese Anstrengung hatte Erfolg.
Meine mittlere Reife habe ich in Mathe und Physik jeweils mit einer 3 bestanden.
Ich wollte weiterkommen, machte mein Fachabitur und begann anschließend ein Studium der Betriebswirtschaft, das ich mit einer sehr guten Masterprüfung abgeschlossen habe.
Heute habe ich einen Job, der mir Freude macht und von dem ich gut leben kann.
Eine meiner beruflichen Aufgaben ist es, Bewerber auszuwählen.
Durch meine eigenen Erfahrungen weiß ich, warum und durch welche Umstände schlechte Schulnoten entstehen können. Deswegen finde ich Noten gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist mir, was ein Bewerber sonst noch gemacht hat, ob er Ziele hat und eine Idee, wie er diese erreichen möchte.
*Name geändert