GRENZEN ÖFFNEN

IHR SEID WILLKOMMEN!

Dr. med. Susanne Hofbauer*, 49 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, Anästhesistin, Intensiv- und Palliativmedizinerin

Auf der Inten­siv­sta­ti­on sehe ich sehr oft Ange­hö­ri­ge, die sich in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen befin­den und schlech­te und schwe­re Nach­rich­ten hören müs­sen.
Die Räum­lich­kei­ten, in denen wir mit den Men­schen spre­chen, sind sehr nüch­tern und sach­lich. Trotz­dem ver­su­che ich bei jedem Gespräch zu signa­li­sie­ren: “Ihr seid Will­kom­men mit allen Fra­gen, Sor­gen und eige­nen Ängs­ten!”
Ich spre­che an, dass das jetzt eine schwe­re Situa­ti­on ist, bie­te Kaf­fee oder Geträn­ke an – ein­fach nur, um neben der medi­zi­ni­schen Basis eine mensch­li­che Basis zu schaf­fen. Die wenigs­ten wol­len das in so einer Situa­ti­on – aber es tut ihnen gut.
Ich ver­su­che den Men­schen Raum zu geben und sie wirk­lich da abzu­ho­len, wo sie gera­de ste­hen. Und ich spre­che an, dass Wei­nen, Schrei­en und Schimp­fen in so einer Situa­ti­on nor­ma­le und ver­ständ­li­che Reak­tio­nen sind. Hin und wie­der neh­me ich auch mal jeman­den in den Arm, auch wenn ich weiß, dass nicht alle mei­ner Kol­le­gen das ver­ste­hen und gut fin­den.
Eine frü­he­re Ober­ärz­tin von mir ist mir ein Vor­bild: Sie hat­te ein gro­ßes, kom­mu­ni­ka­ti­ves Talent, viel Erfah­rung und sie war ein wirk­lich warm­her­zi­ger und Mensch – gera­de in schwie­ri­gen und schwe­ren Gesprächen.

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