Ich lebe allein mit meiner zwölfjährigen Tochter seit sie zwei Jahre alt ist. Das ist nicht die Lebensform, die ich mir ursprünglich gewünscht habe, aber inzwischen habe ich mich damit gut arrangiert. Es geht uns gut miteinander und meine Tochter sieht ihren Vater regelmäßig. Ich arbeite halbtags als Physiotherapeutin in einer Praxis. Ich mag meinen Beruf.
Nach vielen Jahren mit 20 Stunden in der Woche habe ich jetzt auf 25 Stunden aufgestockt. Ich könnte noch mehr arbeiten, aber ich möchte das nicht. So habe ich Zeit für mich und meine Tochter. Nicht jeder versteht das.
Vor kurzem wurde ich angesprochen, ob ich nicht für ein großes Unternehmen vor Ort eine Rückenschule für Erwachsene anbieten könnte. Viele meiner Freunde haben mir zugeredet und mir zu dieser tollen Chance gratuliert, aber ich habe das Angebot abgelehnt. Mir reicht meine derzeitige Arbeit gerade aus. Das wird mir sonst zu viel.
Ich verzichte natürlich auf eine Chance mehr Geld zu verdienen und mir ein weiteres Standbein aufzubauen. Aber ich bin zufrieden so wie es derzeit ist. Ich mag es ruhig.
Wir wohnen in einer schönen Wohnung mit Garten zur Miete und ich finde, wir leben gut. Wir kaufen gute Lebensmittel, fahren auch hin und wieder in den Urlaub – aber so, wie es unserem Lebensstandard und unserer Art entspricht. Einfach und gut.
Viele Freunde von mir haben eigene Häuser. Für mich kann ich mir das nicht vorstellen. Der Gedanke an ein eigenes Haus ist für mich erdrückend. Für mich wäre so ein großer Besitz eine zu große Verantwortung und Belastung.
Wir sind ein Stück weit frei. Von Besitz aber auch von Ansprüchen. Wir haben Zeit.
*Name geändert